Kleines Rad

Großer Spaß & viele kleine Räder – BNC 2014 in Bremen

Auf diesen Tag habe ich mich schon gefreut, bevor ich wusste, dass ich selber mit einem Brompton mitfahren würde: In Bremen fanden heute die ersten deutschen Brompton National Championships (BNC) statt.

Ankunft in Bremen. Zwei kleine Räder samt Fahrerinnen sind bereit für die BNC.
“Business as usual” – Ankunft in Bremen. Zwei kleine Räder samt Fahrerinnen sind bereit für die BNC.

“Acht Uhr im Radabteil” war verabredet, der frühen Stunde geschuldet, im Vorfeld abgesprochen, wer das Ticket besorgt, wer den Café für die Fahrt. Schon im Dresscode eingekleidet rollten Mathilde und ich ins Abteil, wo uns eine gute Freundin erwartete. Sie war Superfan, Beruhigerin, Fotografin in einem für uns. Ein großes Merci!!

Noch vor der Ankunft in Bremen lernten wir den ersten BNC-Teilnehmer kennen, ein Veteran, der bereits zweimal die World Championships in UK mitgefahren ist. Fachfragen wie “Was halten Sie vom Untergrund der Strecke? Welche Zeit fahren Sie auf 13,5 km? ” verunsicherten uns kurz. Vielleicht hätten wir uns doch mit der Strecke und unserem Trainingsstand auseinander setzen sollen. Nun gut, so eine Geschwindigkeitsschätzung wird in Hamburg durch die vielen Ampeln erschwert, wenn man wie wir das Rad hauptsächlich im Alltag fährt. Übereinstimmend dachten wir, dass 40min schon recht fix wären, unsere Ruderinnenmuskeln in den Beinen uns hoffentlich über die Strecke bringen würden.

Aber erst einmal mussten wir den Start finden, orientierten uns an vor uns fahrenden Bromptonauten. Die hielten bei unserem Anblick an “Wissen Sie, wo’s langgeht?”. Die grobe Richtung fanden wir gemeinsam, folgten dann in der Ferne entschwindenden Kleinradfahrern. Kaum auf dem Startplatz angekommen, gesellte sich Jörg dazu, mit dem wir ein Team bilden wollten. Leider war’s dafür zu spät, also stand das Fachsimpeln im Vordergrund.

Bei den bunten und zum Teil phantasievoll beklebten / bemalten kleinen Flitzern um uns herum war ich schnell abgelenkt. Das Team von Faltradxxs.de war fast in Fussballmannschaftsstärke angetreten, von weitem erkennbar an den grünen-blauen Helmen.

Team FaltradXXS bei der Manöverkritik nach dem Rennen
Team FaltradXXS bei der Manöverkritik nach dem Rennen

Mathilde meldete sich nach, bekam wie ich eine Startnummer für den ersten Block. Angesichts des schmalen Korridors vorm Start sollte sich dies als Vorteil herausstellen. Räder & wir waren nummeriert, es konnte losgehen. Leider verschob sich der Start, Rennräder waren noch auf der Strecke.

Unsere kleinen Flitzer stellten wir auf Position. Was für ein schöner Anblick, so viele gefaltete Bromptons auf einmal!

Block A bereit für den Start.
Block A bereit für den Start.

Team Temporama stellte die letzten Feinheiten ein, demonstrierte dabei, wie das kleine Rad mit einem Griff auseinandergefaltet werden kann. Unsere Neugier war geweckt, ausgestattet mit Tipps probierten wir es. Nach einigen Versuchen und einem eingeklemmten Finger ging es uns leichter von der Hand.

Dann hieß es, bereit machen für den Start. Start bedeutet in dem Fall “Le Mans Start”: nach Blöcken aufgestellt warteten wir darauf, dass sich das Startband senkte, liefen zu unseren Rädern und falteten mit neu erworbenen Kniffen. Die vor uns Stehenden waren nicht so schnell, also Fiete in die Luft gehoben, dran vorbei und ab auf die Strecke.

Aufgefaltet auf die Strecke
Le-Mans-Start: Laufen, Falten, Fahren

Nun packte es mich. Kraftvoll in die Pedale tretend fuhr ich über die Startlinie, ab hier zählte die Zeit. Auf Kopfsteinpflaster ging es um eine enge Kurve, die von Tramgleisen durchzogen war. Die erste Schikane war geschafft. Durchs Wohngebiet gen Nordwesten auf eine lange Gerade, heftiger Gegenwind machte sich bemerkbar. Da half nur stoisches, regelmäßiges Pedalen. Schon kam die 180°-Wende, wie auf einer Perlenschnur aufgereiht rollten die hinter mir fahrenden gen Kehre. Eine dunkle Wolke war sichtbar – etwa 100m lang regnete es. Verrückt. Ab durch die Stände der Bremen Challenge, meinen ersten Rudertrainer im Ohr (“gleich geht’s am Cliff vorbei, zeigt die gekreuzten Ruder auf dem Trikot” hieß so viel wie “gerade sitzen, Brust raus, lächeln als würde das Ziehen keine Mühe machen”) versuchte ich den Rücken zu strecken, lächelnd an den anfeuernden Zuschauern vorbei zu fahren und wagte es auf der Geraden sogar zurückzuwinken. Nun wurde es fies: die Auffahrt auf die Waller Heerstraße zog sich, mein Tempo ließ nach. Glüklicherweise flachte die Steigung bald ab, ich nahm wieder Tempo auf. Der Blick von der erhöhten Straße aus war top, ein wenig wie Sight Seeing – die Aussicht eher so lala. Also wieder auf die Strecke konzentriert und auf die Dehnungsfugen in der Fahrbahn. Wie zwei ineinander gesteckte Gabelspitzen tauchten diese plötzlich auf, ich war unsicher, ob mein Reifen stecken bleiben würde, bereitete mich kurz auf einen unfreiwilligen Abgang vor. Geschafft. Ohne Sturz weiter, einmal um die nächste, sanftere 180°-Wende und wieder ab auf die zweispurige Bahn. Die Dehnungsfuge ein zweites Mal überstanden ging’s nach links ins Wohngebiet – abrupter Belagwechsel von glattem Teer zu Kopfstein. Puh. Durchgeschüttelt weiter auf die lange Zielgerade. Angefeuert durch die Zuschauer noch einmal richtig in die Pedale tretend durch’s Ziel. Sofortiges Hochgefühl stellte sich ein. Was für ein Rennen!

An der Versorgungsstation trafen wir drei uns wieder, gingen die Strecke noch einmal durch, erfuhren wie der Start aus der Zuschauerperspektive aussah.

Rechtzeitig vor der Abfahrt erfuhren wir unsere Zeiten. Juchhu! Mit einem Schnitt von 27 km/h bin ich bei den Frauen auf Platz 14 von 56 gelandet!!

Yuppie!
Yuppie!

 

Bilder von schönen Bromptons samt ihrer Fahrer sowie den Gewinnern gibt’s hier zu sehen.

 

 

 

[Woher kommt Fiete, mein lüttes Rad? Wie lange wird er bei mir sein?]

4 Kommentare Neuen Kommentar hinzufügen

    1. hamburgfiets sagt:

      Das hat mich auch gefreut – zumal du mir die ersten Tipps zum kleinen Rad gegeben hattest.
      Glückwunsch zu der super Zeit!!
      Viele Grüße und bis zum nächsten Event

    1. hamburgfiets sagt:

      Schade, dass du nicht dabei warst!
      Hatte nach deinem Brommie Ausschau gehalten.
      Vielleicht lässt sich die nächste BNC mit einem Urlaub im Norden verbinden 🙂

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