Der 2radlerHH hat ihn sich gekauft, den Hövding:
In den letzten 14 Jahren, in denen ich täglich mit dem Rad zur Arbeit fahre, habe ich mich täglich gegen das Tragen eines Fahrradhelmes entschieden.
Nach 40.000 unfallfreien Kilometern steigt die subjektive Unfallwahrscheinlichkeit. Die eigene Reaktionsfähigkeit sinkt und die Pendlerroutine trägt auch nicht zu mehr Aufmerksamkeit bei. Die Familie sorgt sich um den Versorger. Der Druck wächst. Ein Helm kommt immer noch nicht in Frage. Der Riemen nervt, der Helm ist hässlich, der Unfallschutz ist umstritten und meine Kopfbedeckung wird stark eingeschränkt.
Der Fahrradairbag von Hövding ist meine Alternative. Hatte schon länger davon gehört und ihn für zu teuer befunden. Aber jetzt habe ich mich dann doch entschieden, die neuere 2.0 Version für 299 Euro bei twowheelsgood in Hamburg zu kaufen.
Das Konzept
Ich finde das Konzept gut, die wichtigen Funktionsdaten sind besser als beim Helm und auch kann ich die wesentlichen Nachteile des Helms vermeiden. Technik, die da ist, wenn ich sie brauche und auch funktioniert. Es gibt da beeindruckende Videos unter anderem ein Stefan Raab Video, wo er headbanging tanzend vergeblich versucht den Hövding auszulösen. Aber auch seriösere Demonstrationen auf der Hövding site und auch vom velojournal.
Der Preis
299 Euro sind viel Geld für einen Kopfschutz. Da ich Fahrradfahren als Alternative zum Auto sehe, ist es relativ gesehen wenig Geld (eine Inspektion, ein Rücklicht am Auto, ….). Ein Helm kostet auch Geld und muß nach dem Unfall getauscht werden und hält auch nicht ewig, wenn er die geforderten Werte bringen muß.
Teuer für einmal Hinfallen
Kann man so sehen, muß man aber nicht. Weiß ich denn, wie ich hinfalle und ob ich in der Lage bin meinen Kopf zu schützen? Wenn ich es selber verursacht habe, dann o.k. ist es viel Geld aber vielleicht zahlt meine Versicherung doch. Wenn andere es verursachen, dann haben die eine Versicherung, da bin ich irgendwie entspannt. Wenn ich mich bei Hövding anmelde, dann bekomme ich den Ersatz für “nur” 199 Euro.
Der Sturz
Ich gehe davon aus, dass es technisch funktioniert. Meine Sturzdaten werden aufgeschrieben und können zur Verbesserung des Airbags ausgewertet werden. Vielleicht ist mein Hövding mit seinen Daten ein wichtiger Zeuge, wenn es um den Unfallhergang geht.
Der Hals
Noch habe ich nicht viel Erfahrungen. Ich habe mit 40,5 cm einen Halsumfang, der noch für die Größe M klappt. Ich frage mich, ob die Macher vom Hövding auch berücksichtigt haben, dass im Fahrradalltag einem durch Kampfparker und Autofahrer des Öfteren der Hals anschwillt.
Tragekomfort
Noch habe ich nicht viel Erfahrungen. Bei meinen ersten Fahrten habe ich ihn zwar gemerkt (wie ich auch einen Helm merke). Er stört etwas im Nacken, da kommt es sicherlich auch auf die genaue Fahrposition an, das sollte man ausprobieren. Bin gespannt, wie es sich entwickelt. Ich glaube, dass ich es angenehmer als einen Helm empfinden werde. Die Kopfhörer werden nicht stören, mein buff geht auch gut drüber, für den Winter alles gut. Im Sommer glaube ich nicht, dass ich groß ins Schwitzen komme, in Hamburg sind Temperaturen über 20 C nicht immer so ein Problem. Im schlimmsten Fall muß ich mal den ein oder anderen Tag drauf verzichten, kein Grund ihn nicht an 10 Monaten im Jahr zu tragen.
Handling
Jacke an, Hövding umlegen und mit Reißverschluss zu. Mit dem Druckknopf am Reißverschluss wird er aktiviert. Es ertönt ein freundliches Piep, das mir ein “Ich schütze Dich” signalisiert. Die Einschaltung mit dem Druckknopf ist ganz gut gelöst, geht aber nicht mit Handschuhen an. Ich aktiviere ihn erst, wenn ich auf dem Rad sitze. Ich glaube zwar nicht, dass er z. Bsp. beim Einkaufen oder so auslösen wird, aber sicher ist sicher. Wer steht schon gerne mit der 300 Euro Trockenhaube beim Bäcker ?
Lagerung
Ich dachte, ich werde ihn in der Satteltasche lassen können, aber so cool bin ich noch nicht. Zu Hause hänge ich ihn an den Haken.
Aufladen
Ja man muß den Airbag aufladen, die Technik braucht Strom. Ich gehe davon aus, dass er bei mir alle 2 Wochen mal für 3 Stunden an die Steckdose kommt. Mein Handy muß öfters, muß man sich dran gewöhnen, wird aber kein Problem werden.
Haltbarkeit
Die Schwachstelle soll die Aufladeeinheit sein, d.h. also ca. 7-10 Jahre. Einen Helm muß ich auch nach einigen Jahren ersetzen. Ich gehe davon aus, dass diese Innovation sich in den nächsten Jahren durchsetzt, neue Anbieter, neue Verfahren, bessere Technik, preiswertere Produktion, der technische Fortschritt wird sich nicht aufhalten lassen. Ich könnte mir vorstellen, dass man einen noch besseren Hövding in 5 Jahren zum Preis von 100 Euro bekommt, dann ist er in der Masse angekommen. Mit meinem Kauf unterstütze ich ein innovatives Produkt, das sich bald mehr leisten können.
Fazit
Das Konzept überzeugt mich, die Kosten/Nutzenrechnung geht positiv aus, mein subjektives und familiäres Sicherheitsgefühl steigt und irgendwas muß ich wohl tragen.
Wen es interessiert, der kann bei seinem local dealer oder bei twowheelsgood nachfragen, es soll Modelle zum Testen geben.
Obwohl ich es mir als Alternative zum Helm immer wieder mal durch den Kopf gehen lasse, ist mir das Ding schlicht zu teuer. Denn bei 6500 km Pendelei p.a. hatte ich im Schnitt der letzten Jahre doch einen Sturz pro Jahr. Meistens als eher harmloser Ausrutscher auf glattem Terrain.
Den Helm hat das nicht weiter beeindruckt, der Hoevding wuerde vermutlich bei jedem Ausritt ausloesen. 200 Euro Ersatz sind kein Pappenstiel, wenn sie pro Jahr anfallen.
Velleicht wuerde ich aus purer Geiz-ist-geil-Mentalitaet defensiver fahren und weniger Unfaelle haben. Damit haette der Hoevding seinen Zweck schon wieder erfuellt, wenn auch anders als intendiert ;).
Hallo Matthias,
Ich kann Deine Zweifel verstehen, ich habe mich auch gefragt, ob das nicht ein bisschen teuer ist, wenn man mal vom Fahrrad stolpert.
Anbei ein Video (3.Min, Achtung, der neue 2.0 ist vorne viel schmaler, besser), in dem der Hövding getestet wird. Am Ende wird es interessant, da es dann einige “harmlose Ausrutscher” gibt, bei denen der Hövding nicht auslöst. Die programmierte Auslöselogik scheint wohl nur bei wirklichen Unfällen zu funktionieren. Das kann Dich vielleicht überzeugen.
Ich kann nicht einschätzen, ob meine eigene Fahrweise solche harmlosen Ausrutscher verschuldet, die dann den Hövding auslösen. Vielleicht tun sie es, vielleicht auch nicht.
Wenn meine Ausrutscher nicht so harmlos sind, dann bin ich froh ihn zu haben.
Meine größte Befürchtung aber sind die anderen Verkehrsteilnehmer, die mich zum gefährlichen Ausweichen zwingen, mich umfahren oder mir sonst wie in die Quere kommen. Dann brauche ich einen wirklichen Schutz. Vielleicht zahlt die Versicherung des anderen.
300 Euro bzw. 200 Euro für den Ersatz sind viel Geld. Ich kann und will es mir leisten. Da ich ein Weltverbesserer bin, sage ich mir, dass ich am Ende meines Lebens (dauert ja u.a. durch den Hövding länger) lieber die 100 oder 200 Euro weniger vererbe, dafür aber frühzeitig ein innovatives Produkt unterstütze, das am Anfang teurer ist aber überlebt und besser und billiger wird.
Zu guter Letzt fällt mir ein, wenn Du aus Geiz-ist-geil-Mentalität vorsichtiger fährst und die harmlosen Ausrutscher vermeidest, dann kannst Du Dir erst Recht den Hövding kaufen, denn dann bleiben Dir nur noch die gefährlichen Situationen und da kann der Hövding Dir helfen.
Bin immer noch überzeugt und trage ihn jetzt schon seit mehr als 2 Wochen, er trägt sich auch im Winter (dicke Jacke, buff drunter) entspannt und ich merke ihn schon nicht mehr.
2radlerHH
Ich habe über lege jetzt schon einige Zeit mir den Airbag Kragen zuzulegen. Bin mir nicht sicher ob ich ihn wirklich brauche, da ich nicht täglich Rad fahre. Meine Sicherheit ist mir dabei doch immer am wichtigsten. auch stört mich der Helm dem ich ständig tragen muss. Anfangs hatte ich mich auf Fahrrad Airbag Test informiert und war schon fast überzeugt. Es fehlte noch eine persönliche Meinung eines Nutzers. Durch dich bin ich überzeugt worden. Ich habe ihn mir heute bestellt. und freue mich schon drauf.
Danke Markus
und wie ist es heute? Trägst Du ihn noch? oder ist es doch lästig? wie ist die Bilanz?
Hallo, der Gastautor fährt nach wie vor mit dem Hövding 🙂 Ich gebe die Frage auch an ihn weiter.
Leider! Leider habe ich schlechte Erfahrungen mit dem Hövding! Ich habe ihn gekauft, getragen und gefreut – in der Großstadt Hamburg – bisher nur einen weiteren Radfahrer mit dem hövding zu sehen.
Ich bin mit dem Mountainbike gefahren, auf dem Radweg, bin geradeaus gefahren, nichts besonderes und … plötzlich… macht das Peng… und ich habe diese Haube auf dem Kopf!
Das ging ratzfatz, das muss ich ja sagen, super! ABER: ohne Grund!! Und laut, meine Ohren haben geklingelt!!
Und jetzt bin ich gespannt, ob ich den hövding, den ich seit erst 15 Tagen besitze, vollständig erstattet bekomme oder einen Neuen!!
Der Händler, wo ich diesen gekauft habe, bikefactory in Hamburg, war …. Mir wurde ein Ersatz oder Erstattung, sei es aus Kulanz oder Verantwortung, abgelehnt. Sie seien aus aus jeglicher Haftung raus, so der Geschäftsführer Hassan und dessen Mitarbeiterin Jasmin. Deren Begründung war, dass der Hövding beim Mountainbike nicht “zugelassen” sei, nicht bei einem auslösendem Fall greifen würde. Aber das stimmt nicht!
Dies hätte mir beim Kauf gesagt werden müssen, aber es steht auch nicht in den Unterlagen, sei es Registrierungsbogen etc.
Wenn es ein Preis von 89,00 Euro oder so gewesen wäre, hätte ich gesagt “dann habe ich halt Pech gehabt” aber NICHT bei einem Preis von 299 Euro!!!
Ich werde noch mit der Sport Import Vertriebs-GmbH Kontakt aufnehmen und gegebenenfalls überlege ich mir meine Rechtsschutzversicherung in Anspruch zu nehmen…
Bin gespannt, wie es sich entwickelt! Schade eigentlich, dass es so laufen muss.
Ich fand das klasse, zu den Ersten zu gehören, die diesen hövding besitzen, nutzen!