Der 2radlerHH probiert Neues, um von Hamburg nach Amsterdam zu kommen.
Bike and Fly ist ein Konzept, das mir lange nicht bekannt war und ich habe es als Alternative zu Drive and Fly entdeckt. Der erste Trockenlauf funktionierte ganz gut, aber als es dann zum ersten Mal ernst wurde, kam ich doch ganz schön ins Schwitzen.
Ich habe es lange nicht geschafft die Strecke, die ich täglich ins Büro zurück lege, als Messlatte zu nehmen für andere mögliche Fahrradziele. Irgendwann ist mir aufgefallen, dass die Strecke zum Flughafen nicht länger ist als die ins Büro, warum soll ich dann nicht mit dem Fahrrad zum Flughafen fahren, wenn ich beruflich unterwegs bin ?
Sprach eigentlich nichts dagegen, so dass ich eines lauen Sommerabends die Strecke mal Probe gefahren bin. Zeit war akzeptabel, kleiner Umweg führte mich an Schrebergärten und Wiesen vorbei. Alles gut.
Dann war es soweit, eine Eintagesgeschäftsreise nach Amsterdam stand an, ab HH um 6.00 Uhr morgens. Bisschen früh dachte ich, aber warum nicht, stabiles Wetter und die Aussicht nach langem Sitzen im Büro, Auto und Flieger sich in der frischen Luft Hamburgs zu bewegen waren ausreichend Grund es mal zu wagen. Erste Entscheidung stand am Vorabend an: kein Taxi buchen. War einfach, da ich ja noch einen Notfallplan hatte: Car to go.
Dann an die Planung: Abflug 6:00; Boarding um 5.30 lt. Boarding Pass; 5.40 muss reichen; Security um die Uhrzeit 5 Minuten (mehr Gefühl als Erfahrung), Weg vom Fahrradständer zum Gate ca. 5-10 Minuten; Google sagt mir 24 Minuten Fahrtzeit zum Flughafen; Aufstehen und abreisefertig (10 Minuten; aufgrund meiner historisch bedingten Bundeswehrpflichterfahrung bin ich in der Lage einen Alarmstuhl zu bauen). Somit ergibt sich eine Weckzeit von 4.55 Uhr bei einer Abflugzeit von 6.00 Uhr.
4.55 Uhr nächster Morgen. Wecker klingelt, Badezimmer, Alarmstuhl: 5:07. Na ja, fast im Plan. Kein Regen, Fahrradweg frei, rote Ampel zu dieser Zeit noch eher ein Angebot der Stadt Hamburg. 5:17 Uhr Papenreye. Höhe Metro gibt es einen Brücke mit Anstieg, mir wird warm. Ich erinnere mich, dass ich schon mal darüber geflucht habe, dass ich langsamer bin als Google rechnet (obwohl die doch alles über mich wissen). Keine Panik.
Weg beim Jäger, ich fange an zu schwitzen, wie ärgerlich, das war nicht geplant. Höhe LufthansaTechnik 5:29 Uhr. Zweifel werden größer, Radweg wird enger, Fahrradverkehr schlimmer.
Highspeed Fahrradpendler begegnen mir an sehr engen Stellen in leichtem Nebel. Endlich Flughafengelände, wo das Fahrrad abstellen ? Die erste Möglichkeit beim Parkhaus, ich entscheide mich für den Fahrradständer im VIP-Bereich. Stelle fest, dass der VIP Parkplatz oben beim Abflug ist, verliere wertvolle Sekunden, zurück. Fahrrad abschließen, zügig in die Abfertigungshalle. Riesenschlange am Security Check, die leere Fastlane und die gütige Flughafenangestellte “da müssen Sie sich aber beeilen” sind meine Rettung. Verständige Vielflieger lassen mich vor. Der Rest ist Dauerlauf bis zum letzten Gate, ein Aufruf meines Namens und der Spruch “sind sie der Gast, der verspätet ist ?”. 5.47 Uhr ich sitze im Flieger. Bike and Fly hat funktioniert.
Der Rückweg am Abend ist entspannte Entschleunigung, mit Musik, den Lichtern des Flughafens und der Bewegung, die jetzt gut tut. So soll es sein.
Mein Fazit des Tages:
- Planung ist gut, Zeitpuffer sind besser.
- Google ist blöd, weil die mit meinem Bewegungsprofil nicht mal richtige Fahrzeiten rechnen können.
- Der Flughafen ist nicht wirklich fahrradfreundlich.
- Mein Bike und Fly hat Wiederholungscharakter.
@hamburgfiets: Mit Fiete geht es sogar noch besser, der kann sogar mit in den Flieger!
Stimmt und ich hätte auch noch im Terminal zum Gate radeln können. Das hätte mir noch mal 3,64 Minuten gebracht.
10 min Puffer schaffen Entspannung und Sicherheit im Straßenverkehr, aber ganz großen Respekt an deinen Optimismus, ich wär eine Stunde früher los…
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