Argumente gegen Alltägliches mit dem Rad zur Arbeit Fahren, die ich immer wieder höre, sind:
- “Dann muss ich ja immer Regensachen mitnehmen. Das ist mir zu aufwendig”
- “In Regensachen schwitze ich immer so.”
- “Kapuze bei Regen? Und meine Frisur?”
Ich komme sowohl aus einer Fahrradstadt als auch aus einer Familie, in der selbstverständlich das Rad als Fortbewegungsmittel genutzt wird*. Trotzdem stellte auch ich mir diese Fragen, als ich in Hamburg bei beruflichem Anzugtragen täglich aufs Rad stieg. Für mich waren die Antworten einfach: gute Regensachen, in denen ich nicht schwitze, die sich auch in einer Handtasche verstauen lassen. Dazu lange Haare, die sich zur Not zum Zopf binden lassen.
Dass nicht jeder bereit ist, seinen Stil, seine Frisur ans Radfahren anzupassen, kann ich verstehen. Auf der VELO Berlin sah ich im Frühjahr ein Gefährt, das mich an den BMW Roller erinnerte und vielleicht eine Alternative für Ablehner von Regenkleidung ist.
Über ein kleines Rad war ein Regenschutz – der dryve – gespannt. Zu meinem Erstaunen erzählte mir der eher an einen Surfer als an einen gemütlichen Renter erinnernde Herr am Stand, dass er selber mit diesem Schutz fährt. Klar fiele er dabei auf, dafür habe er den Vorteil, dass er trocken und warm bei Regen ans Ziel kommt. Um den Schutz bildet sich quasi eine Luftblase (ähnlich wie beim BMW Roller), die Wind und Regen um ihn herum leitet.
Verpackt werden kann der dryve wenn er nicht gebraucht wird wie eine Strandmuschel und an den Gepäckträger gehängt werden.
Das klang alles ganz gut, aber wie fährt sich so etwas? Ist es nicht windanfällig? Im Testbereich war ein Rad mit dem Regenschutz ausgestattet, das ich direkt Probe gefahren bin. Das Gefühl eine Plastikscheibe vorm Gesicht zu haben, war gewöhnungsbedürftig und vielleicht eher etwas für aufrecht fahrende Hollandradfahrer. Draußen blies der Wind ordentlich, dazu gab’s eine schöne Abfahrt auf dem Testgelände. Ich sah mich schon mit dem dryve im Gesicht oder neben der Schulter hängend fahren und wurde überrascht. Es fühlte sich tatsächlich an als würde ich in einer Blase fahren. Der Fahrtwind war nicht zu spüren, der dryve hielt die Position.
Kurz vorm Ende der Testrunde löste sich allerdings die vordere Halterung, sodass ich den dryve nun doch im Gesicht hatte. Das war schnell behoben und die zweite Testrunde entspannt.
Fahren lässt es sich gut mit dem dryve. Das Auffallen ist garantiert. Wer ihn individualisieren oder zu Werbezwecken nutzen möchte, kann ihn bedrucken lassen. So einen Tiger, der die hinter mir fahrenden anfunkelt, hätte ich im Hamburger Straßenverkehr manchmal auch gerne 🙂
Bei dem sommerlichen Wetter zur Zeit eignet sich so ein bedruckter dryve bestimmt auch als Sonnenschutz 😀
*n+1 führt bei uns weniger zur Frage “warum?”, eher “welches Rad kommt weg, was kann aus der Garage verschwinden, damit ein weiteres Rad reinpasst?”. Ich erinnere mich an ein einziges Mal in meiner Kindheit, an dem unser Auto tatsächlich Platz in der Garage Platz fand. Es wirkte wie ein Fremdkörper darin. Schließlich gehörten die Räder hier herein.
Fehlt nur der Schutz von unten 🙂 ich muss sagen, ich fahre jetzt seit einem Jahr jeden Tag zur Arbeit und bin nur zwei mal nass geworden. Deswegen nehme ich leider auch keine Überziehregenhose mit. Ich halte mich leider an die Anweisung: Schutzbleche sind wie Cellulite: sieht bei Männer scheiße aus.
Das Ding hat doch sicher ‘nen cw-Wert wie ‘ne IKEA-Schrankwand…