Berlin zeigte sich gestern von seiner besten Seite. Die Sonne strahlte und knapp 40 Faltradbegeisterte trafen sich bei BOXBIKE zur ersten Brompton Urban Challenge (BUC) in Deutschland. Als ich ankam, war vorm Laden bereits ein Parcours aus Kartons aufgebaut, die ersten Bromptonauten fachsimpelten über ihre Räder.
Ausnahmsweise hatte ich Fiete nicht dabei, sondern fuhr probeweise einen S-Type. Ich hatte mich letzte Woche beim Besuch der Brompton Junction in London in die neuen Farben verguckt und dachte über einen rasanten Bruder für Fiete nach.
Nun galt es erst einmal Teams zu bilden. Schnell waren die Mitstreiter gefunden: Rolf, ein passionierter Bromptonaut aus Düsseldorf, der uns souverän durch Berlin navigierte. Andrea, die einzige Berlinerin im Team, die unsere top Route zusammenstellte und die Zeit im Blick hatte. Boris aus Hamburg, den ich immer wieder mal bei Sternfahrten treffe, mit Ole, die Videoaufnahmen und Mobiltechnik übernahmen. Als Brompton Five gingen wir an den Start.
Karen von PETIT TOURS gab letzte Informationen und Tipps. Neun sogenannte Challenges waren zu meistern, dabei vier Faltradläden verteilt über Berlin anzusteuern, bevor die letzte Aufgabe bei Kultrad wartete.
Los ging’s. Alle 40 Teilnehmer stürzten sich auf ihre eng geparkten Brommies: auffalten und ab in den Parcours. Juchhu, ich faltete mein Leihbrommie am schnellsten auf und fuhr als erste um die Kartons.
Mein Team kam richtig flott durch, wir fuhren als Erste gen Prêt-à-Vélo. Unsere Brommies waren fix im Laden, die Radbekleidung übergeworfen. Gut, stilvoll-modisch ist vielleicht etwas anderes, aber mit dem Foto von uns war die nächste Aufgabe erledigt.
Hinter uns trudelten die nächsten Teams ein. Also ab auf die Falter und Rolf hinterher, der uns zielstrebig gen Moabit führte.
Schon lag der Reichstag vor uns. Für mich war’s überraschend, zeigte mal wieder, dass eine Stadt sich am besten auf dem Rad oder zu Fuß erkunden lässt. Es fügen sich bislang bekannte einzelne Orte zu einem Ganzen.
Klar, dass wir den Reichstag für die Aufgabe nutzten, ein Foto von uns samt Faltern vor einem Berliner Wahrzeichen zu schießen.
Einige Meter weiter, vorm Kanzleramt, färbten sich Bäume in so schönem Rot, dass sich gleich die nächste Fotogelegenheit ergab.
Bei Velophil in Moabit traten wir zum Indoor-Brompton-Rennen an. Das hieß Brommie auffalten, so schnell wie möglich fünf Runden um den Tresen fahren, wieder zusammenfalten – geschafft. Besondere Herausforderung: wer Regale oder Kunden rammt bekommt Strafpunkte. 1:16 min brauchte ich – großer Dank an mein mich anfeuerndes Team! Ach ja, alle Kunden blieben ganz.
Charlottenburg war das nächste Ziel auf unserer Route. Bei Faltrad Direktor war das Hirn gefordert. Vier Bromptons aus verschiedenen Zeiten, mit teils individuellen Umbauten standen nebeneinander. So viele Unterschiede wie möglich mussten in einer Minute entdeckt werden. Wir profitierten davon, dass jeder von uns einen unterschiedlichen Blick aufs Brompton hatte. Schnell fanden wir andersfarbige Bremshebel, eine 8-Gang-Nabe, andere Vorderleuchten, eine Federung für den Sattel, etc. insgesamt elf Unterschiede und damit einen mehr als das Voss Team. Yuppie!
In Schöneberg wartete im Urban Mobility Store meine Lieblingsaufgabe: Falten auf Geschwindigkeit. Andrea lieh mir ihren Falter, der wie Fiete ein 6-Gang-M-Type war. Das Falten mit der kürzeren Lenkerstange des S-Type und den noch neuen, etwas schwergängigeren Schrauben, hätte länger gedauert. Etwas aufgeregt stand ich neben dem Buzzer, den ich zum Start und Ende drücken musste. Mein Team war super, es feuerte mich nicht nur an, es erinnerte mich am Schluss noch an den letzten Handgriff: Das Einfalten des linken Pedals. Danke!!
Mit 9,99 Sekunden lag ich lange vorne, wurde erst kurz vor Ende der BUC von Stuart, einem Engländer aus der Heimat des Brompton, geschlagen. Er faltete seinen Flitzer in 8,98 Sekunden. Respekt.
“OST / WEST” stand als nächstes auf der Aufgabenliste. Ein Foto von uns und den Rädern beim Überqueren des ehemaligen Mauerverlaufes war gefragt. Auf dem Weg gen Potsdamer und Leipziger Platz konnten wir allerdings nicht an einem riesigen Elch vorbeifahren, ohne die Brommies davor zu fotografieren. Oder besser fotografieren lassen. Leider schnitt der Fotograf ein wenig ab, übersah vermutlich, den unterm Elch knieenden Rolf, sodass es eher ein Suchbild wurde.
Auf dem Leipziger Platz weist eine Pflasterung auf den ehemaligen Mauerverlauf hin, ein einsames Stück der Mauer ist hier ausgestellt. Passend für unsere Aufgabe “OST / WEST”.
Bis hierhin sind wir alles gefahren, den Sonnenschein genießend. Da auch ein Foto mit den Faltern in öffentlichen Verkehrsmitteln gefragt war, begaben wir uns in den Untergrund. Boris und Ole schulterten automatisch ihre Brommies, während Rolf begann seinen schicken weiß-roten Flitzer zusammenzufalten. Falten & tragen? Keine gute Lösung, wenn’s einfacher und schneller geht.
Auch wenn wir unser Wahrzeichenfoto schon gemacht hatten, mussten wir am Alex einfach noch einmal anhalten. Die Bromptons wurden als Pentagon aufgestellt, wir darin und Ole hielt es fest.
Am Ziel – Kultrad in Mitte – mussten wir noch eine Ehrenrunde drehen, wir waren doch glatt zu schnell 🙂
Es blieb noch Zeit Erlebnisse des Tages auszutauschen, weiter zu fachsimpeln, Brommies zu bestaunen, Preise wurden verlost und fürs Schnellfalten vergeben.
Leider gab’s keine Teamwertung mehr, auf die wir sehr gespannt waren.
Es war ein toller Tag. Insbesondere die gemeinsame Fahrt durch Berlin mit Andrea, Boris, Ole und Rolf wird mir in Erinnerung bleiben.
…..was für eine tolle Veranstaltung an einem zauberhaften Herbsttag in Berlin: Spaß pur mit einem netten Team, Sightseeing der schnellen Art (haben das am nächsten Tag noch mal ganz in Ruhe mit unseren Falträdern genossen), angenehm entspannte Atmosphäre und beste Organisation! Und mit Glück könnte es eine weitere Urban Challenge im nächsten Jahr in einer anderen großen Stadt…..ganz in meiner Nähe 🙂 ( ich wohne am Elbdeich……) geben…….Wir sind auf JEDEN Fall wieder dabei.