Vielen Dank für den Gastbeitrag an 2radlerHH!
Kürzlich im Sommer, im Norden Hamburgs. Zwei Kinderräder auf dem Weg. Das eine etwas spontaner abgestellt als das andere. Die beiden Jungen spielen im Bach.
Ich denke, wie spontan ist das, und dass ich mein Fahrrad auch so hingeschmissen habe, manchmal, zumindest mein selbstgebautes Crossbike, das alte 24er meiner Schwester mit einem Bananensattel und Chopperlenker.
Ich denke an die vielen Fahrräder, die ich hatte und überlege, wann eigentlich Radfahren als Erwachsener die Bedeutung (wieder) gewonnen hat, die es in meiner Kindheit mal für mich hatte.
Was ist passiert, das ich für mich das Radfahren wieder entdeckt habe ? Was war mir wichtig ?
> Vorbilder, ich denke da an einen Freund meines Vaters, auf einem alten Damenrad mit über 80 Jahren durch die Kleinstadt von hier nach dort.
> Kein Helm, kein großer Aufwand, mal ohne Vorderradbremse, mal ohne Rücklicht, Hauptsache es fährt; Fahrrad im Schuppen, schnell rein und schnell raus.
> Unabhängigkeit, damals kein Auto vom Vater erbetteln, wenig Technik, überschaubar alles; heute kein Stau, keine Einbahnstraßen, mal auf der linken Seite, mal auf der rechten Seite, Radfahren wie das Wasser fliesst.
> Prioritäten setzen, in angemessene funktionierende Technik investieren, für alle in der Familie, nicht kleckern sondern klotzen, gute Kleidung, unplattbare Reifen, beim lokalen Händler reparieren lassen und Teile kaufen; mein Hövding; alles kein Geld gegen schon geringste Autotechnik.
> Weil es Spaß macht durch eigene Kraft sich fortzubewegen, erlebbare mobile Autonomie; Stadtguerilla; das Zucken der anderen beim Klingeln; das Geräusch von Handschuh auf Autodach; die “Park nicht auf unseren Wegen” Spuckies verteilen.
> Vorbild sein wollen, für die eigenen Kinder, für andere, Weltverbessergefühl, Critical Mass Feeling.
> Regen, Sonne, Wind, Eis und Schnee spüren; die Freude der nachlassenden Kälte; Katzen, Hunde, Rehe und Hühner auf dem Weg; 20 verschiedene Fahrbeläge; Blätter oben und unten.
> Hamburg von der anderen Seite erleben; die Melancholie der Stadt im Dunkeln; die letzten Bürogedanken im Fahrtwind verlieren; Podcasts und Musik hören und so den eigenen Film zur Welt drehen.
> An die Zukunft ohne Auto denken; Rad selbstverständlicher als das Auto; Lastenrad; wenn Auto dann nur gemietet, von Freunden oder Firmen; shared economie in allen Bereichen, entlastet.
Die Gründe fürs Autofahren vergessen.
Genau so ist es! Absolute Zustimmung.
Wow, sehr lesenswertes Kurz-Essay mit philosophischer Note. Gefällt mir gut, besonders der schöne Einstieg mit den beiden Kinderrädern…
Dem ist nicht viel hinzuzufügen. Fahrradfahren ist einfach schön und hat auch eine gewisse Ästhetik. Ich freue mich im Sommer immer, wenn ich die ganzen Menschen auf den vielen schönen Rädern sehe.
Adam Opel hatte schon begriffen: “Bei keiner anderen Erfindung ist das Nützliche mit dem Angenehmen so innig verbunden, wie beim Fahrrad.”