Das Radelmädchen Juliane Schumacher hat ein Buch über das Radfahren in der Großstadt geschrieben: „How to survive als Radfahrer – Wie man auf dem Rad in der Stadt überlebt“ . Die ersten Exemplare sind auf dem Markt und ich freue mich, es bereits als Rezensionsexemplar erhalten zu haben.
Es liest sich locker und leicht, trotz der teils schwierigen Themen, die Jule behandelt. Neben dem Überleben im Großstadtverkehr geht’s um viele Themen rund ums Rad. Dabei gefällt mir der launische Stil, die subjektiven Situationsbeschreibungen, in denen ich mich oft wiederfinde. Vermutlich trägt auch dazu bei, dass wir einiges gemeinsam erlebt haben.
Worum geht’s im Einzelnen? In kurzen Kapiteln beschreibt Jule, wie man sich fürs richtige Rad entscheidet, das Radfahren in den Alltag integriert und so das Rad zum selbstverständlichen Verkehrsmittel der Wahl kürt.
„Wenn Sie dem Fahrrad, dass Sie gerade Probe gefahren sind, bereits im Laden einen Namen geben wollen, dann haben Sie Ihren neuen Wegbegleiter sehr wahrscheinlich gefunden.“
Weiter geht’s mit Tipps für sicheres Fahren in der Stadt, garniert mit weniger schönen Situationen, in die jeder Vielfahrer irgendwann gerät – oft der schlechten Verkehrsinfrastruktur geschuldet.
„Als Radfahrer fühle ich mich nach so vielen Erlebnissen mit Falschparkern, zu knapp überholenden Autofahrern, Fußgängern, die auf den Radweg rennen oder fragwürdigen Baustellenumfahrungen oft nicht sonderlich willkommen auf den Straßen der Stadt. Dennoch treibt es mich immer wieder hinaus, denn die Liebe zum Radfahren ist einfach stärker.“
Dem Gefühl des Radfahrens, das zu Leidenschaften wie dem Rennrad- oder Tourenfahren führt, ist ein weiteres Kapitel gewidmet.
„Auch wenn es nur eine kurze Strecker ist, die Sie bewältigen müssen, jeder Kilometer zählt. Die Bewegung ist in Ihren Alltag integriert – ich kann mir nichts Besseres vorstellen, um aktiv und fit zu bleiben.“
Klar, dass die Radfamilie auch erwähnt wird. Besonders gefällt mir das Kapitel „Was ziehe ich nur an?“. Eine Frage, vor der ich auch oft stehe: Lycra ist für mich Tabu, bisher habe ich auch auf längeren Touren auf Radhosen verzichtet – schmerzhaft und nicht empfehlenswert. In diesem Jahr werde ich erstmals so ein windelartiges Ungetüm testen. Was also tun, wenn Lycra und klassische Outdoorkleidung ausscheiden, da wir in der Stadt fahren, um von einem Ort zum nächsten zu kommen? Jule hat diese Frage direkt in eine Masterarbeit gegossen „Urbane Mode für Frauen mit und ohne Rad“. Herausgekommen ist wunderschöne Kleidung, die sie aus Funktionstextilien hergestellt hat und die NICHT nach Buschtour aussehen. Im letzten Kapitel geht’s dann darum, wie der Einzelne sich etwas von der Sucht, die das Radfahren geworden ist, befreien kann, gnädig zu sich ist und ggf. auch einmal die Bahn nimmt.
Ich habe das Buch in einem Rutsch gelesen und werde es nun noch einmal Kapitel für Kapitel zur Hand nehmen und genießen. A propos, da die einzelnen Kapitel nicht aufeinander aufbauen, lässt es sich gut in der Reihenfolge der eigenen Präferenzen lesen.
Viel Spaß beim Lesen!
Anmerkung: Radfahren in einer Großstadt ist nicht immer vergnüglich, als Krieg – wie im Klappentext – würde ich es inzwischen nicht mehr bezeichnen. Lange hat es meine Haltung im Hanmburger Straßenverkehr geprägt, bis ich beschloss alles gelassener zu sehen. Auf mir bekannten Strecken kenne ich die Ampelphasen, fahre entsprechend angepasst, teils langsam. Nur andere Verkehrsteilnehmer, die durch ihr Verhalten meine Gesundheit gefährden bringen mich in Rage – unaufmerksam rechtsabbiegende Kraftfahrer, mit festem Blick aufs Smartphone quer über den Radweg laufende Fußgänger, Radfahrer, die ohne Schulterblick und Handzeichen in meine Spur ziehen – und in der Folge zu lautstarkem Ausdruck meines Erschreckens.
Dankeschön!
Was den Kriegsvergleich angeht,muss ich dir Recht geben. Es ist einfach oft unpassend derartige Vergleiche zu ziehen. Auch,wenn einem das Radfahren in der Stadt oft nicht so einfach gemacht wird.