Die Brompton World Championship (BWC) Vienna begannen eigentlich schon am Abend vorher. Im Rahmen der Wiener Fahrradschau flogen Samstagabend die Fahrer des Rad Race Cyclocross an Jule und mir vorbei*, am anderen Ende der Halle trafen wir auf drei Brommies mit Fahrern – das Joe Kousac Team. Nachdem wir Marks Weltmeisterrad Probe fahren durften – ein Traum, ich überlegte kurz, mit ihm einfach aus der Halle und durch die Nacht zu fahren – wurde mein neues Brommie Ayk auf Herz und Nieren getestet:
Getestet und für gut befunden, ging’s am Sonntag wieder zur Marxhalle zur BWC. Ayk schmückte die Hamburger Flagge, ich war mit Shorts, Hemd & Kravatte (gut, aufs T-Shirt gedruckt) und Jacket gemäß der BWC-Regeln gewandet. A propos BWC-Regeln: Wie immer war Lycra tabu und die oben genannte Kombi gefordert, wahlweise ersetzt durch Rock oder Kleid bei den Damen. Jule war die mit Abstand schickste Lady im Starterfeld. Sie trug ihre eigene Kollektion – ein schickes Kleid und Cape mit viel Bewegungsfreiheit aus atmungsaktiven Stoffen.
Die Proberunde über den Kurs war notwendig: Alleine die Kurven waren anspruchsvoll, teils spitzer als 90°, im Rennen sah ich mich des öfteren fast am Bordstein hängen. Die erste längere Gerade bestand aus Betonplatten, deren Fugen erschreckend breit für meine Kojaks waren und aus denen diverses Grünzeug spross. Dazu lag Rollsplitt darauf, in der Proberunde sogar Glasscherben. Ein Stück der Strecke führte über Kopfsteinpflaster – eine Herausforderung von der gut geteerten, geraden Karl-Farkas-Gasse in die enge Kurve zu gehen und bei dem “Gehubbel” nicht in die links parkenden Autos getragen zu werden. Nur gut, dass die Strecke für alle Startenden dieselbe ist, mit all ihren Herausforderungen.
Nun wurde es ernst. Die kleinen Flitzer standen in Reihe und Glied auf einer Seite der Straße, die Bromptonauten auf der anderen. Anpfiff und im “Le Mans”-Start: Rennen – Falten – Fahren.
Schon ging’s in die erste Kurve. Ich kam recht gut weg und hatte nur wenige Fahrer um mich herum, eine Dame vor mir. Letztere überholte ich noch in der ersten Hälfte der ersten Runde. Dann sah ich lange keine weitere, bis ich nach mir gestartete Ladies überholte. Bei kühlen Temperaturen merkte ich schnell, wie meine Beinmuskeln sich verhärteten. Da freute mich über jede Durchfahrt der Zielgeraden, auf der die Zuschauer jubelten. 1000 Dank an dieser Stelle an Daniel und Kathrin, die Jule und mich besonders anfeuerten und es sogar noch schafften, Fotos von uns zu machen!
In der fünften oder sechsten Runde überholten mich die spätere Siegerin Paula und ihr Vater. Was für ein gutes Team! Sie fuhren einen fixen, aber ruhigen Tritt, Paula bekam Windschatten und hatte den Blick fest auf das Hinterrad ihres Vaters gerichtet. Einmal konnte ich sie noch überholen, dann zogen sie vorbei. Zwischendurch zogen die schnellsten Herren an mir vorbei, neben dem Kousac Team auch der spätere Vizemeister Simon. Ihre letzte Runde läutete das “Final Lap” für alle ein. Ein erstes Lächeln kam auf mein Gesicht: Mein Ziel, mindestens sieben der acht Runden fahren zu können, hatte ich erreicht! Die letzte Runde forderte einen eisernen Willen, ich merkte die Kälte deutlich in den Beinen und an den Händen. Die Ziellinie im Blick sammelte ich noch einmal alle Kräfte und gab Gas. Was für ein Rennen!
Kurz darauf begann schon die Siegerehrung mit dem Finale der Folding Competition. Der Sieger Ivo faltete so fix, dass kaum zu sehen war, wie er die Haken an den Schellen gleichzeitig aufdrehte.
Die Siegerehrung der Damen begann und ich freute mich, dass Jule als Drittplatzierte aufgerufen wurde. Die Dame, die ich in der ersten Runde schon überholt hatte, wurde als nächste aufs Podest gebeten. Nun wunderte ich mich, denn ich war sicher, dass Paula schneller gewesen war als ich. Damit hätte ich zwischen Paula und der bisher Zweitplatzierten angekommen sein müssen, Platz 1a gibt’s nicht. Die verdiente Siegerin Paula wurde aufgerufen und bejubelt. Es fühlte sich seltsam an zu wissen, dass ich Zweite sein müsste, aber nicht aufgerufen zu werden. Auf der Ergebnisliste fehlte mein Name. Anderen Teilnehmenden ging es beim Blick auf die Platzierungen ähnlich. Erst abends klärte es sich auf: Es hatte ein technisches Problem bei der Zeitnahme gegeben, ich bin tatsächlich Zweite geworden. Ich freute mich zwar über die Platzierung, aber enttäuscht war ich trotzdem, sie nicht gleich während der Siegerehrung feiern zu können. Leider rutschte Jule damit auch einen Platz zurück. In umgekehrter Konstellation hatten wir dies schon bei den German Folding Bike Open in Bremen erlebt. Einfach schade, da so die Freude am Rennen getrübt ist. Immerhin erfuhren wir die richtigen Platzierungen noch vorm Dinner, bei dem wir feststellten, dass wir alle Platzierungen am Tisch versammelt hatten: 1. Mark, 2. ich, 3. Yavor, 4. Jule, 5. Joe. 🙂
Vielen Dank an die Cooperative Fahrrad, die diese BWC organisiert hat! Die Liebe zum Brompton und die Fürsorge für seine Fahrer war spürbar. Es war wieder ein toller Tag unter lauter bromptonbegeisterten Menschen, die schon beim Anblick des kleinen Rades verzückt sind!
* dazu bald mehr
[…] again and keep up with them. The rain couldn’t stop the folding competition. As in Vienna last year, it was Ivo again who folded so fast you barely realized how he did. […]