“Treffpunkt 4h10 an der Handle Bar**” sprang mir ins Auge und ich dachte ob der Uhrzeit erst einmal an eine höfliche Absage. Dann las ich Andreas ganze Mail. Geplant war die Sonnenaufgangstour zu radeln, neben dem Aufwachen des Hafens auch einiges über Hamburger Sehenswürdigkeiten zu erfahren und dies bei Café und Franzbrötchen Revue passieren zu lassen. Ich erinnerte mich an einen Bericht über die Neueröffnung, der mich neugierig gemacht hatte und sagte zu.
Im stockdustern trafen wir uns, wurden von Willi mit Rädern ausgestattet* und los ging’s.
Runter zur Elbe, entlang der Speicherstadt durch die noch leeren Straßen ab zum Elbtunnel.
Ziel war Steinwerder, von dessen Spitze aus wir einen wunderbaren Blick auf das nörliche Elbufer hatten.
Es begann zu dämmern, über der Elbphilharmonie waren noch Wolken zu sehen und wir warteten. Für 4h55 war der Sonnenaufgang vorhergesagt.
Mich überraschte die Stille. Ein tiefes Maschinenbrummen aus Richtung Blohm+Voss war zu hören – sonst nichts. Kein Schiff war zu sehen, kein Vogel zu hören. Plötzlich war alles gleichzeitig: die erste U-Bahn fuhr drüben an den Landungsbrücken, Möwen begannen zu kreischen und sich um einen Fisch zu streiten, eine Fähre näherte sich elbaufwärts. Einige Minuten dauerte es noch, dann war die Sonne spektakulär über der Cap San Diego zu sehen.
Um 5h30 läutete erstmals der Michel. Das Bismarckdenkmal, bis dahin kaum sichtbar, war deutlich zu erkennen. Die Stadt wachte nun mit Macht auf, vertraute Geräusche waren zu hören. Inzwischen fuhr auch der Autoaufzug des alten Elbtunnels.
Zurück an den Landungsbrücken wurden wir gefordert, es ging bergauf! An der Herbertstraße vorbei gen Davidwache, Musik dröhnte noch aus einigen Bars, bis zum wie ausgestorben wirkenden Spielbudenplatz. Wir erfuhren, dass an einem Wochenendabend bis zu 500 Polizisten im Einsatz auf der Reeperbahn sind und vieles mehr. Willi führte uns weiter zum Hamburger Weinberg unterhalb der Jugendherberge. Nun wohne ich seit über 10 Jahren in Hamburg, aber diese Ecke kannte ich noch nicht. Der Blick reicht über die gesamten Landungsbrücken, ein wenig die Elbe hinab und auf den Containerhafen auf der südlichen Elbseite. Meinen nächsten auswärtigen Besuch werde ich hierher führen!
Nächster Stopp war am Michel, der sich in der Glasfassade des gegenüberliegenden Hauses spiegelte.
Die Peterstraße mit ihren alten Fachwerkhäusern war das nächste Ziel, gefolgt von Neustadt, Speicherstadt, HafenCity und dem Chilehaus.
Zurück in der Handle Bar erwartete uns David schon mit frischem Café und Franzbrötchen – parfait.
Vielen Dank an Willi, es war eine klasse Tour!
Diese Art von Sightseeing kann ich nur weiterempfehlen. Für Besuch, der Hamburg nicht kennt, Freunde, die fussballbegeistert sind, Kollegen von außerhalb oder Teamevents werde ich die Radtouren im Hinterkopf behalten.
Über das liebevoll eingerichtete Bike-Café könnte ich nun noch seitenweise schreiben. Das werde ich aber zum Anlass für einen weiteren Besuch nehmen.
*..konnte mich nicht vom Lütten trennen und bin mit Fiete die Tour gefahren. Habe die Räder anschließend Probe gefahren: herrlich bequem und zum Cruisen einladend!
**Nachtrag 9.11.2014, die Handle Bar heißt inzwischen Zweiradperle
[Woher kommt Fiete, mein lüttes Rad? Wie lange wird er bei mir sein?]
Sehr schöner Beitrag! Schöne Tour und tolles Café
Toller Bericht. Der macht Lust auf mehr.