RadWeg

Schlechte Noten für Hamburg im Fahrradklima-Test

Heute wurden sie vorgestellt: die Ergebnisse des ADFC Fahrradklimatests 2016. Dieser Zufriedenheits-Index der RadfahrerInnen in Deutschland basiert auf den Bewertungen von 120.000 TeilnehmerInnen für 539 Städte (2014: 100.000 TeilnehmerInnen für 468 Städte), die per Fragebogen erhoben wurden. Dabei wurde u. a. nach dem Zustand der Radwege, Falschparken darauf und dem Sicherheitsgefühl beim Radfahren gefragt.

Für Hamburg sind die Ergebnisse nicht überraschend und leider wieder schlecht: Bei den Städten > 200.000 Einwohner findet es sich im unteren Drittel wieder. Der Hamburger ADFC kommentiert entsprechend:

 

„Die Ergebnisse des Fahrradklimatest zeigen, dass Hamburg trotz aller Bemühungen nach wie vor großen Nachholbedarf beim Radverkehr in punkto Sicherheit, Infrastruktur und Komfort hat“, so Stefanie Miczka, Referentin für Verkehr des ADFC Hamburg. Die Ergebnisse seien eine klare Ansage an den Hamburger Senat: Die Radfahrenden in Hamburg nehmen zwar positiv wahr, dass etwas für den Radverkehr passiert, aber es reiche nicht, um Fahrradstadt zu werden.

»Olaf Scholz setzt nach wie vor aufs Auto«, so Miczka. »Die Stärkung des Umweltverbunds aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr hat in Hamburg keine Priorität«. Die brauche es aber, damit die Stadt ihre Umwelt- und Verkehrsprobleme endlich in den Griff kriegen könne. Olaf Scholz schließe jedoch  lieber fragwürdige »Mobilitätspartnerschaften« mit Autokonzernen. Regelmäßig knicke der Senat bei Protesten einiger weniger Wutbürger ein und rudere zurück und vernachlässige technische Standards beim Ausbau des Radverkehrs – auf Kosten des Umweltverbunds und der Gesundheit der Bürger. Miczka: »Ohne politisches Rückgrat wird Hamburg aber keine Fahrradstadt. Monat für Monat protestieren mehrere Tausend Radfahrer*innen und Radfahrer bei der Critical Mass für bessere Verkehrsbedingungen – friedlich und ohne großes Geschrei … wann hört Olaf Scholz auf diese Bürger?«

[..] Trotzdem sind sich Hamburgs Radler einig: Viele Menschen fahren Rad. Und trotz der schlechten Bedingungen werden es immer mehr. [..]

Quelle: ADFC Hamburg

Falschparkerkontrollen auf Radwegen werden am schlechtesten bewertet, dicht gefolgt von der Führung an Baustellen und der Radwegbreite. Im Vergleich zu ähnlichen Städten wird in Hamburg der Zustand der Radwege (Reinigung, Winterdienst, Hindernisse, Oberfläche) schlechter bewertet. Damit spiegeln die Ergebnisse gut wider, was in diversen Onlineforen unter Hamburger RadfahrerInnen diskutiert wird.

Beim Blick in die einzelnen Kategorien liegt Hamburg fast überall unter dem durschnittlichen Wert der Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern. Geht es ums Fahrrad- und Verkehrsklima, fühlen sich die Hamburger als Radfahrer nicht Ernst genommen. Dazu passt, dass der Stellenwert des Radfahrens in Hamburg nicht als besonders hoch angesehen wird. Den schlechtesten Wert erhielt die Abstimmung der Ampelschaltungen auf Radfahrende. Positiver wird die Fahrradförderung in jüngster Zeit angesehen. Mit einem Wert von 3,5 von sechs sagt dieser für mich aus, dass wahrgenommen wird, dass sich etwas – wenn auch viel zu wenig – tut. Komfort beim Radfahren wird angesichts meist schmaler, holpriger Radwege schlecht bewertet. Einzig in der Kategorie Infrastruktur und Radverkehrsnetz wurden durchgehend bessere als ausreichende Noten vergeben. Dies liegt im Wesentlichen am gut ausgebauten Leihradsystem (u. a. StadtRad) sowie der Freigabe von Einbahnstraßen für RadfahrerInnen in der Gegenrichtung, die stark vom ADFC betrieben wurde.

Hier die einzelnen Ergebnisse im Überblick:

 

 

Die drei Punkte, in denen Hamburg sich im Fahrradklimatest 2016 im Vergleich zu 2014 verbessert hat, sind entsprechend

  • öffentliche Fahrräder (Note 1,8),
  • Fahrradmitnahme im öffentlichen Verkehr (3,2) und
  • Fahrradförderung in jüngster Zeit (3,5).

Die einzelnen Punkte im Städtevergleich finden sich hier.

Nach wie vor staune ich darüber, dass immer mehr Hamburger Rad fahren. Dabei habe ich den Eindruck, dass auf den Strecken, die ich meist fahre, langsam eine kritische Masse an Radfahrenden erreicht wird: Der Überholabstand der Autofahrer wird größer, es wird weniger gehupt und auch die Zahl der Beinahunfälle nimmt ab. Zeit, dass dies mit einer besseren Verkehrsinfrastruktur einhergeht!

 

 

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